Die Anwendung der Übungsformen aus dem olympischen Zweikampf erweist sich besonders dort als profitabel, in denen die biomechanischen Übereinstimmungen der Bewegungen groß sind. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Bewegungsmuster vom Reißen oder Umsetzen, hohe kinematische Übereinstimmungen mit dem Vertikalsprung aufweisen. Somit ergeben sich auch hohe Korrelationen zwischen der Leistung im Reissen und Vertikalsprung. Die Sprungleistung wird üblicherweise mit dem Jump-And-Reach-Test bzw. Squat-Jump-Test gemessen. Die Praxis zeigt, dass Gewichtheber hier außerordentlich gut abschneiden und nicht selten bessere Leistungen erbringen als Sportler aus Sprung-Disziplinen. Dies gilt im übrigen auch für den 20 Meter Sprint.
Einen weiteren interessanten Aspekt zeigt eine us-amerikanische Studie an 12 Universitäts-Gewichthebern (8 Männer/4 Frauen) auf. Die Forscher verglichen die Leistung beim Reißen und Stoßen mit der beim Kugelschocken eines 3,63 kg schweren Medizinballs. So erzielten die besten SportlerInnen beim Gewichtheben auch die größten Weiten mit dem Medizinball. Wurde jedoch das Körpergewicht und Geschlecht aus den Korrelationsberechnungen ausgeklammert, waren keine signifikanten Zusammenhänge mehr festzustellen. Schlussfolgerung: Das Körpergewicht scheint eine bedeutende Einflussgröße bezüglich absoluter Kraft- und Schnellkraftentwicklung zu sein.
Reißen x 3
Reißen gilt als stark technikdominante Übungsform. Die Entscheidung, ob es in das Krafttraining mit aufgenommen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, wie weit der Bewegungsablauf dieser schwierigen Übung erlernt werden kann. Der hohe Nutzen vom Reißen wird sich nur zeigen, wenn die Lernphase nicht mehr Zeit in Anspruch nimmt, als der eigentliche Sport selbst. Anspruch und Wirklichkeit können jedoch stark voneinander abweichen. Eigene Erfahrungen zeigen, dass in einigen Spielsportarten auf Bundesliganiveau, die Qualität im Krafttraining höchstens Bezirksniveau aufweist.
Unser Video-Kurzbeitrag zeigt die Unterschiede zwischen dem Kraftreissen, Standreissen und Reissen mit vollständiger Hocke. Die drei Varianten haben verschiedene Schwierigkeitsstufen und können somit dem aktuellen Technikniveau angepasst werden. Sportarten, bei denen Sprungkraft und Durchsetzungsvermögen leistungsbestimmende Merkmale sind, können vom olympischen Gewichtheben profitieren. Voraussetzung ist beim Hanteltraining eine Technikschulung auf hohem Niveau.
Studien
(1) F. Arabatzi, E. Kellis. (2009) Biomechanical analysis of Snatch movement and Vertical Jump: Similarities and Differences, Hellenic J Phys Educ & Sport Sci, 29(2): 185-199
(2) Garhammer, J. A review of power output studies in Olympic and powerlifting: Methodology. Performance prediction, and evaluation tests. J. Strength and Cond. Res. 7(2):76-89.1993
(3) Palozola, Mathew V; Koch, Alexander J; Mayhew, Jerry L (2010) Relationship Of Backward Overhead Medicine Ball Throw With Olympic Weightlifting Performances Journal of Strength & Conditioning Research: January 2010 – Volume 24 – Issue – p 1