Der Trend zum Barfußgehen und -laufen wächst. Die Schuh-Industrie bietet mittlerweile eine Reihe von „Barfuss-Schuhen“ an, die nahe am Barfussgehen sein sollen. Was ist dran am Barfuss-Hype? Wir haben den Gründer der Swiss Barefoot Company in Landschlacht/ Schweiz, Rolf-Dieter Hesch befragt.
Prof. Dr. med. Rolf-Dieter Hesch ist einer der führenden Männerärzte in Deutschland und hat neben seiner Tätigkeit an der MHH ein Forschungslabor im Max-Planck-Instituts in Hannover geleitet, später das Institut fürBiomolekulare Medizin an der Universität Konstanz. Über drei Jahrzehnte hat er den Einfluss von Hormonen auf die Gesundheit der Frau und des Mannes erforscht, wichtige Beiträge zur Hormonbehandlung geliefert und zahlreiche wissenschaftliche Publikationen und mehrere Bücher verfasst. Seit 2004 ist Prof. Rolf-Dieter Hesch als Medical Consultant in seiner medizinischen Beratungspraxis tätig.
Herr Hesch, wenn man Ihre Vita als Mediziner, Endokrinologe, Rheumatologe und Biologe betrachtet, scheint ihr Engagement im Segment der Fußbekleidung aus dem Rahmen zu fallen. Wie sind Sie auf die Idee für die Swiss Protection Sock (SPS) gekommen?
Eigentlich fällt dieses Engagement nicht aus dem Rahmen meiner Tätigkeiten als Arzt und Wissenschaftler, hat aber viel mit meinem Lebensstil als Boardsportler seit 40 Jahren zu tun. Wann immer ich meinen Wassersport ausgeübt habe, hatte ich mir die Füße am Strand und im Wasser aufgeschnitten. Mancher meiner Urlaube und der vieler Freunde war dadurch verdorben,- im Salzwasser heilt alles schlecht. Und irgendwann nach einer Arztrechnung in Venezuela von 360 $ sagte der Forscher in mir: wir brauchen eine schnittfeste footwear, die uns aber das absolut Barfußgefühl erhält, denn ohne das gibt es keinen Bordsport.
Welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht für das Barfussgehen?
Das Hauptargument ist eines aus der Evolution des Menschen und es gibt ja noch einige wenige versteckte Stämme auf der Welt, die noch so leben wie wir von tausenden von Jahren, nämlich barfuß und es gibt einen Marathon Olympiasieger, der barfuss gesiegt hat. Unsere Fußgelenke, deren Muskulatur, die der Beine, die Statik des Beckens und vor allem der Wirbelsäule sind feinmotorisch in der Dynamik der Nervensteuerung der Muskulatur auf Barfussgehen abgestimmt und das ist auch so im Gehirn programmiert gewesen. Das hat mich als Arzt alles sehr interessiert und deswegen haben wir auf der Website Informationen dazu.
Diese natürlich Programmierung der Fortbewegung ging mit der Einführung von besohltem Schuhwerk, über das man gut nachlesen kann bei Wikipedia , dort „Historisches“, verloren.
Die historisch ziemlich gut belegt erste feste „Besohlung“ änderte den Gang des Menschen dramatisch und wir arbeiten gerade an einem Video, welches die „Fehlbelastung“ des Fußes in einem modernen Laufschuh gegenüber barfuss in der Swiss Protection Sock überzeugend zeigen wird. Gerade die ultramodernen High Tech Schuhe der Sport – und Schuhindustrie belasten das Bewegungssystem des Menschen falsch und führen zu Schäden am Bewegungsapparat ganz im Gegensatz zu den Erwartungen und der Werbung.
Wo liegen die Unterschiede zwischen der SPS und einschlägigen Barfuss-Schuhen?
Hier darf ich zunächst mit einem begrifflichen Irrtum aufräumen. Einen „Barfuss- Schuh“ kann es per definitionem nicht geben – entweder barfuss oder Schuh. Beides in einem gibt es nicht. Die Werbung mancher Industriefirmen suggeriert uns, dass man in ihren „Schuhen“ ein Barfußgefühl hätte, weil natürlich immer mehr Firmen merken, dass es weltweit einen zu nehmenden Trend zum Barfußgehen, – „retour à la nature“ gibt und darauf aufspringen wollen. In dem Moment aber, wo sie eine „Sohle“ egal aus welchem Material haben, ist es ein Schuh, vielleicht einer der modernen „leichten „ Schuhe, aber eben ein Schuh und ein echtes Barfußgefühl gibt es darin nicht. Sicher gibt es einen großen Verwendungsbreich für „Leichtschuhe“, diese dämpfen Unebenheiten, die man barfuss nicht belaufen möchte, sie bieten aber keinen Verletzungsschutz gegen Schnitte z.B. Das braucht man aber, wenn man wirklich überall in der Welt barfuss gehen will. Die SPS vereint diese Forderungen weltweit als erstes footwear Produkt.
Einen „Barfuss- Schuh“ kann es per definitionem nicht geben – entweder barfuss oder Schuh.
Für wen ist die SPS geeignet?
Das Anwendungsgebiet ist sehr breit gefächert. Eigentlich kann man die SPS immer und überall tragen, wo ein perfektes Barfußgefühl und Schnittschutz notwendig ist,- sogar in der Stadt (haben kürzlich Kunden in Hamburg, London und NYC getan). Insofern erweitern sie die Dimension der modernen Leichtschuhe um die Begriffe „Barfuss und Schnittschutz“, will heißen, beide haben ihren Einsatzbereich, nur dürfen die Leichtschuhe keine Begriffe in der Werbung reklamieren, für die sie nicht geeignet sind,- nämlich Barfußgefühl!
Schön sieht sie ja nicht aus…
Gut, „Schönheit“ ist ein sehr relativer Begriff, das kann man an dem Wandel von Karosserien sehen und vor Allem in der Mode. Design muss immer den Aufgaben folgen. Die ARAMID Faser kommt immer gelb aus der Synthese, da wird sich auch nichts daran ändern. Aramid ist ein Polyamid. Gegenwärtig prüfen wir Polyester Fasern für Garne, die härter als Aluminium und Stahl sind. Aber auch diese kann man nicht einfärben. Wir können Design nur in der Gegenfärbung beim Gestricke mit anderen Farben machen und im oberen Teil, der nicht schnittfest sein muss. Daran arbeiten wir. Mir persönlich gefallen die SPS, aber ich habe mich an ihr Design „gewöhnt“ und das werden andere auch tun, so ist das immer mit neuem Design. Ich gehe spazieren und ins Kaffee damit…
Welche Fußbekleidung empfehlen Sie für den Winter?
Ganz klar, da müssen es kälte- und feuchtigkeitsisolierte Materialien sein,- Barfuss im Winter geht nicht. Beim Snowkiten ziehe ich eben die marktüblichen Kiteboots an, denn dort brauche ich auch Halt und warme Füße. Zum Schneewandern kann ich leichtere aber eben gut isolierte Schuhe tragen.
Was sind aus ihrer Sicht die größten Mythen über das Barfuss gehen und laufen?
“Ein Mythos erzählt von Ereignissen, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen. Mythen erheben einen Anspruch auf Geltung für die von ihnen behauptete Wahrheit“ . Wenn man diese Definition verwendet, dann ist Barfußgehen ein sehr alter Mythos des Menschen, und es ist wahr, dass es für die Füße und den Halteapparat des Menschen das Gesündeste bei der Fortbewegung auf der Erde ist. Nur das Selbstverständnis ging vor allem in der europäischen und westlichen Industriekultur verloren. Die meisten Menschen weltweit leben heute in Städten und Megacities und dieser Trend setzt sich fort. Daher die Sehnsucht nach „Natur“, um mit dem Fuß auf dem Boden unserer Erde zu bleiben. Shanghai hat als erste Stadt große grüne Parkanlagen mitten in der Stadt geschaffen,- dort geht man „barefoot in the City“. Sehnsüchte aus Mythen setzen immer Trends, wenn es anders unerträglich geworden ist,- und an diesem Punkt sind wir in der Welt angelangt.
Wie halten Sie sich selbst fit?
1. Ich habe immer versucht ärgerlichen und kränkenden Stress zu vermeiden,- der macht krank wie wir wissen
2. Guten Schlaf mit 2 Naps durch den Tag
3 . Extrem gesund essen, wie in meinem Buch ABSOLUT FIT zu lesen.
4. Täglich eine Einheit Sport
5. Meinem Leben einen „Sinn“ geben,
6. Meditation
Vielen Dank!