Mit zunehmender Popularität häufen sich auch die Irrtümer rund um das KAATSU-Training. In diesem Artikel kläre ich über die sechs häufigsten Fehlannahmen auf.
KAATSU ist ein Gerät
KAATSU ist kein Gerät, sondern eine Trainingsmethode. Allein der Erwerb eines KAATSU-Gerätes eröffnet dem Anwender nicht den optimalen Nutzen. Das ist bei anderen Trainingsmethoden oder im Handwerk auch nicht anders: Das beste Werkzeug ist bedeutungslos ohne das Know-how des Anwenders. Da KAATSU eine stark erklärungsbedürftige Trainingsmethode ist, würden Profis KAATSU niemals ohne Schulung durchführen. Wenn es also um optimale Resultate geht, sind Produktspezifikationen kein Indikator für Wirksamkeit.
KAATSU ist Bood Flow Restriction Training
KAATSU ist zwar der Ursprung der BFR-Methoden, hat sich jedoch seit seiner kommerziellen Anwendung in den 1980er Jahren bis heute als eigenständiges System entwickelt. Inhaltlich ist KAATSU nicht mit BFR-Methoden gleichzusetzen. KAATSU hat systemspezifische Belastungsnormative und ein proprietäres Trainingsequipment. Die synonyme Verwendung der Begriffe KAATSU und BFR erschwert daher die Kommunikation, denn dadurch wird oft nicht auf den ersten Blick ersichtlich, welche Belastungskomponenten zur Anwendung kommen. Im geschlossenen KAATSU-System bildet die Harmonisierung der Belastungsnormative das Fundament der eindeutigen Kommunikation und der bewährten Trainignsgestaltung. Mehr dazu hier
KAATSU ist unangenehm oder schmerzhaft
Ein Irrglaube, der schnell ausgeräumt werden kann, wenn man einmal echtes KAATSU am eigenen Körper erfahren hat. Dank der Trainingsmethodik und der Beschaffenheit des Equipments ist KAATSU sogar sehr sanft. BFR Training ist aufgrund der Hardwareeigenschaften (starre große Manschetten) und der anderen Belastungsdosierung (z.B. Druckbestimmung) tatsächlich schmerzhaft und unangenehm. Der Personenkreis für BFR Training wird dadurch auf junge belastbare Menschen eingeschränkt. Die geringere Compliance lässt auch eine weniger nachhaltigere Langzeit-Anwendung erwarten.
KAATSU ist nur etwas für Leistungssportler
Leistungssportler sind nur eine von mehreren Zielgruppen. Da KAATSU nicht nur sanft, sondern auch extrem wirksam ist, bietet sich die Methode gerade für Menschen an, die ansonsten kaum belastbar sind. Für Ältere oder in der Rehabilitation gewinnt KAATSU eine besondere Bedeutung, da diese Zielgruppen in den Genuss von intensiven Trainingsreizen kommen, ohne den Körper mechanisch höheren Risiken auszusetzen.
KAATSU ist mit Allem kombinierbar
Neben wenigen sinnvollen Veröffentlichungen, erhalten wir im Internet auch das gesamte Spektrum menschlicher Schnapsideen. Nur weil die KAATSU-Methode tatsächlich mit vielen Trainingsübungen kombinierbar ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass ein wahlloses Zusammenwürfeln in jedem Fall Sinn macht. Es gibt bestimmte Kriterien für sinnvolle Kombinationen, womit wir wieder beim Faktor Bildung, Fortbildung und Wissen wären. Die fehlerhafte Logik scheint mit dem linearen Denken vieler Menschen zusammenzuhängen: Wenn Methode A gut ist und Methode B gut ist, dann muss A+B auch gut sein. Leider funktioniert das in komplexen biologischen Systemen selten so. Additive Effekte durch simultane Anwendung sind daher in vielen Fällen – nicht in allen – fragwürdig.
KAATSU ist ein Krafttraining
Das stimmt nur zum Teil. Die größte Popularität hat KAATSU zwar im Zusammenhang mit Widerstandsübungen erlangt. Die Methode kann aber auch passiv oder in Kombination mit Ausdauerübungen durchgeführt werden. Daher ist KAATSU lediglich als Überlagerung niedrig-intensiver Trainingsübungen zu verstehen. Die Resultate können sowohl Krafttrainingseffekte, aber auch Ausdauertrainingeffekte sein. Wenn man noch den Faktor Wundheilung hinzunimmt, haben wir sogar Effekte, die man eher in Richtung Heilmethode verorten würde. Die übergreifende Gemeinsamkeit besteht darin, dass durch KAATSU-Training mit geringen Belastungen, Effekte von hoch-intensiven Belastungen erzielt werden können.