Kachalka Muscle Beach

Der Venice Muscle Beach dürfte jedem Anhänger des modernen Muskelkults als das Mekka des Bodybuildings im sonnigen Kalifornien bekannt sein. Die ukrainische Ausgabe nennt sich „Kachalka“ und wird von Kirill Golovchenko in seinem sehenswerten Bildband porträtiert.

KachalkaDie „Kachalka“ im Hidropark von Kiev befindet sich auf einer etwa zehn Quadratkilometer großen Insel im Dnjepr, der als drittlängster Fluss Europas durch die ukrainische Hauptstadt fließt. Das russische Wort кача́ть (gesprochen „Katschatch“) bedeutet pumpen und genau das lässt sich an über 200 Trainingsstationen unter freiem Himmel bis  zur Erschöpfung tun.

Der Untertitel „The Pumping Iron Revolution“ ist höchstwahrscheinlich als Reminiszenz an die legendäre Bodybuilding-Dokumentation „Pumping Iron“ gedacht, die mit ihrem Protagonsiten Arnold Schwarzenegger der Bodybuilding- und Fitnesswelle zu ihrem Siegeszug verholfen hat. Offensichtlich kennt diese Körperkultur keine Grenzen, denn sie hat auch ihren Weg in die Ukraine gefunden und eine landestypische Ausprägung enwickelt.

Archaische Muskelmaschinen

Der Betrachter des Buches bekommt einen guten Eindruck davon, wie in den frühen 70ern ukrainische Fitnessenthusiasten die monströsen, rostigen und futuristisch anmutenden Trainingsgeräte aus alten Panzern, Getrieben und Kränen zusammenschweißten. Auf diesem Areal hätte man sicherlich auch Genre-Klassiker wie Mad Max oder Conan der Barbar drehen können. Der Begriff Eisensport wird durch diese Dokumentarfotografie auch dem Laien bestens veranschaulicht.

Trimm-Dich-Pfad auf ukrainisch

Gewichtheben, Bodybuilding, Powerlifting, Turnen, Körpergewichtstraining…alles ist hier möglich. Golovchenkos Fotos vermögen die Vielfalt dieser Bewegungskultur gut einzufangen. Vom Hardcore-Gym bis Trimm-Dich-Pfad wird hier alles geboten. Eine entsprechende Vielseitigkeit lässt auch die Herkunft der Besucher dieses Freiluft-Fitnessstudios erkennen. Golovchenko gelingt es, die Spanne vom Jugendlichen bis zum Greis, vom Bodybuilder bis zum Kampfsportler, vom Top-Athleten bis zum Halbstarken, bildlich einzufangen.

Mehr Sein als Schein

Der Autor betont gekonnt die Abwesenheit von Marken- und Statussymbolen. Äußerlichkeiten spielen hier wahrlich keine Rolle und so scheint es auch keinen zu interessieren, ob man in Slippern, in Stöckelschuhen und Minirock, oder in Badehose trainiert. Gleichheit trotz sozialer Unterschiede bezeichnet der Autor fälschlicherweise als demokratisch. Offensichtlich ist Golovchenko nicht bekannt, dass Demokratie und Gleichheit ungefähr soviel gemein haben wie McDonalds mit gesunder Ernährung. Nichtsdestotrotz tut es gut Bilder einer Bewegungskultur zu sehen, bei der es nicht um die totale Vermarktung von allem Menschlichen geht.

Fazit

Dieser Bildband gehört wahrlich in den Schrein eines jeden Eisenjüngers. Als bildende Kunst und Kultur findet der moderne Muskelkult auf diese Weise vielleicht noch seinen Weg in mehr heimische Bücherregale.

Im Kehrer-Verlag erschienen

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