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Schweizer Fitnesstest prognostiziert Verletzungsanfälligkeit

Eine neue Studie aus er Schweiz zeigt, dass über einfache Fitnessübungen Aussagen zum Verletzungsrisiko bei körperlicher Aktivität getroffen werden können.

Körperliche Fitness steht auch beim Militär hoch im Kurs. Wie eine neue Studie aus der Schweiz zeigt, sind Verletzungen außerhalb des Kampfeinsatzes das Hauptproblem bei Streitkräften. In der Untersuchung werden zahlreiche Quellen genannt die darauf hinweisen, dass in Militärpolulationen ein niedriger Fitnesslevel ein relevanter Risikofaktor für Verletzungen ist. Konkret weisen die meisten Quellen insbesondere eine mangelnde aerobe Ausdauerfähigkeit als häufigsten Risikofaktor für Verletzungen unter Soldaten aus. Die zuverlässige Bestimmung von Minimalanforderungen der militärischen Fitness und die Verletzungsprävention sind damit ein zentraler Bestandteil von Fitnesstests im Militärbereich.

Die 2012 an der ETH Zürich fertiggestellte Doktorarbeit von Thomas Wyss und Kollegen befasst sich u.a. mit der Fragestellung, wie gut sich eine sportmotorische Testbatterie als Werkzeug zur Vorhersage des Verletzungsrisikos bei physisch aktiven Soldaten eignet. Dazu lies Wyss insgesamt 459 im Militärdienst befindliche Soldaten aus vier verschiedenen Truppengattungen eine Testbatterie aus fünf Leistungstests durchführen: einen progressiven Ausdauerlauf (Conconi-Test), einen statischen Frontstütz zur Messung der Rumpfkraft, einen Standweitsprung und einen Medizinballstoß zur Messung der Schnellkraft von oberen und unteren Extremitäten, sowie einen Einbeinstand zur Feststellung der Gleichgewichtsfähigkeit. Für den Conconi-Test wurde die Laufgeschwindigkeit am Testende als Ergebnis gemessen, für den Frontstütz wurde die Haltedauer auf einer fest definierten Höhe bei wechselseitigem anheben der Beine einbezogen. Für den Einbeinstand wurde die Standdauer mit Zusatzaufgabe festgehalten, für die Schnellkraftübungen waren jeweils die Weiten maßgeblich.

Ergebnisse: Physische Fitness ein Verletzungsindikator

Die Auswertungen der Testresultate zeigen ein interessantes Gesamtbild: Der Frontstütz und der progressive Ausdauerlauf (Conconi-Test) sind am besten geeignet, um Überlastungsbeschwerden vorherzusagen. Danach folgen Einbeinstand und Standweitsprung. Lediglich der Medizinballstoß hatte keine signifikante Aussagekraft zur Voraussage des Verletzungsrisikos. Damit ist die in dieser Doktorarbeit entwickelte Testbatterie geeignet, um bei körperlich aktivem Militärpersonal ein erhöhtes Verletzungsrisiko zu erkennen. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass sich die körperlichen Beanspruchungen in den untersuchten Truppen hinsichtlich ihres Energieverbrauchs durchaus mit denen von Profisportlern vergleichen lassen.

Damit könnte diese Testbatterie möglicherweise auch für Trainer im Sport interessant sein, die einen aussagekräftiges Werkzeug zur Messung eines erhöhten Verletzungsrisikos ihrer Athleten suchen.

Alternative zun Functional Movement Screen

Der auf dem Fitnessmarkt vertriebene Functional Movement Screen (FMS) wird ebenfalls damit beworben das Potential zu haben, das Verletzungsrisiko abschätzen zu können. Eine kritische Analyse zu diesem Sachverhalt haben wir bereits in diesem Artikel behandelt. Die entscheidende Fragestellung für die Aussagekraft und Qualität von Tests liegt in der Erfüllung von bestimmten Testgütekriterien. Bei informellen Tests wie Screenings, gelten nicht alle Testgütekriterien. Der Vorteil von Screenings ist jedoch, dass sie schnell und praktikabel einsetzbar sind. Dies trifft jedoch auch für den schweizer Fitnesstest zu, der zudem noch alle Testgütekriterien erfüllen kann.

Ein kritischer Punkt beim FMS ist die Auswahl wirkungsvoller Korrekturstrategien. Um hier wirkungsvolle Ergebnisse zu erzielen bedarf es fundierter Kenntnisse funktioneller Anatomie und neuronaler Steuermechanismen, was ein spezialisiertes (therapeutisches) Fachwissen erfordert.

Mit dem schweizer Militär-Fitnesstest hat der Athletiktrainer ein Werkzeug mit dem die Verletzungsanfälligkeit möglicherweise praktikabler abgeschätzt werden kann als mit dem FMS. Hauptargument ist jedoch, dass die Fitnessparameter der schweizer Testbatterie durch ein systematisches und individualisiertes Konditionstraining „korrigiert“ werden können, was dem Kernaufgabenbereich des Athletiktrainers am nächsten kommt.

Wyss T., Von Vigier R. O., Frey F., Mäder U. (2012). The Swiss Army physical fitness test battery predicts risk of overuse injuries among recruits. The Journal of Sports Medicine and Physical Fitness;52(5):513-21

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