Soziale Medien: Waffen der Massenablenkung

Wir sind eine abgelenkte Spezies. Nie war unsere Konzentrationsspanne so begrenzt. Die Resultate: Wir berauben uns unserer eigenen Entwicklungsmöglichkeiten.

Ich mache diesen Artikel bewusst kurz, um die Chancen zu erhöhen, dass Du ihn vollständig liest, bevor Du mir wieder in die unendlichen Weiten der Social-Media-Welten abgleitest. Ich mache auch viele Absätze rein, damit Du es leichter hast.

Schon lange wollte ich diesen Artikel hier schreiben, aber Social Media hat mir die Zeit gestohlen, … Warte! Was ist das für ein Geräusch auf meinem Handy…. eine weitere Nachricht, ein Retweet, oder ähnliches… Wer ist es? Lass mich kurz nachsehen, 100 Likes? Geil! Ein neuer Follower? Dieser Fitness-Guru? Oh mein Gott … phantastisch!

Konzentration weg

Eine wachsende Menge an Forschung zeigt dass wir große Teile unseres Tages in einem Zustand fragmentierter Aufmerksamkeit verbringen. Das „schnell mal eben“ führt dann dazu, dass unsere Aufmerksamkeit während der Arbeitszeit dramatisch zersplittert wird.

Laut einer Microsoft-Studie haben bereits Goldfische eine längere Aufmerksamkeitsspanne als Menschen. Die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne ist von 12 Sekunden im Jahr 2000 auf 8 Sekunden gesunken. Goldfische haben eine Aufmerksamkeitsspanne von 9 Sekunden.

Social Media Tools sind so konzipiert, dass sie süchtig machen. Durch unseren angeborenen Belohnungstrieb, dem Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung können wir nicht anders. Dopamin macht’s möglich. Aber auch der bloße Follower ist gefährdet, denn wir Menschen sind nicht zu letzt auch von unsere Neugier geprägt, man möchte halt wissen was los ist. Jetzt, hier und sofort.

Aufmerksamkeit ist die kostbarste Ressource unserer Zeit

Als Folge davon scheinen wir uns alle in einem Delirium-ähnlichen Zustand zu befinden, der unsere Produktivität und Kreativität vollkommen aufsaugt. Wir produzieren deswegen nur durchschnittliche Ergebnisse in unserer Arbeitszeit, weil wir ständig abgelenkt sind, unsere Aufmerksamkeit ist fragmentiert. Als logische Folge dieses Informations-Fetzen-Prinzips wird beispielsweise auch das “Wissen” vieler Menschen zunehmend zusammenhanglos. Längere Texte oder gar Bücher überschreiten deren Aufnahmekapazität.

In den sozialen Netzwerken dagegen ist kaum Jemand produktiv unterwegs, man konsumiert, applaudiert, teilt fremde Inhalte oder postet allerhand Banalitäten, lebt seinen Mitteilungsdrang ungezügelt aus, lädt seinen täglichen Gedankenmüll öffentlich ab. Die verlorene Zeit hätte man auch in die eigene Entwicklung investieren können. Was könnten wir alles mit der gewonnen Zeit anfangen …

Die Algorithmen rauben uns zunehmend auch unsere Kreativität, unsere Eigeninitiative und unsere Vorstellungskraft. Wir sind träge geworden.

Verdummung oder “neue kognitive Leistungen“?

Nach meinen Beobachtungen haben sich dadurch fragwürdige Entwicklungen ergeben. Die Leute lernen, indem Sie Auswendiglernen und viele sogenannte “kreative Köpfe” sind bei näherem Hinsehen nichts anderes als fleißige Kopierer und Sammler ohne eigene Ideen. In jedem von uns schlummern Talente und Potentiale, die darauf warten von uns entdeckt und entwickelt zu werden. Die Schaffung wertvoller und nützlicher Dinge hängt aber von unserer Fähigkeit ab uns intensiv zu konzentrieren. Die Fähigkeit sich vernünftige Ziele zu setzen, einen Kurs im Leben zu finden und umzusetzen ist in erster Linie eine Frage der Konzentration.

Niemand kann ein wahrer Meister auf einem Gebiet werden, wenn Sachverhalte nur fragmentiert konsumiert werden. Man muss auch in der Lage sein Zusammenhänge korrekt herstellen zu können. Wir sind aber faul geworden, zu faul zum selbst Denken. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir im Zeitalter der medialen Massenverblödung Entscheidungen zunehmend an Algorithmen outsourcen. Diese Treffen dann die Entscheidung für mich, was ich mir als nächstes kaufen soll, welcher Partner für mich am besten geeignet ist, welches Nahrungsmittel gut ist, und die Wahrheit finde ich immer auf meinem iPad.

Man kann das Internet durchaus für Recherchen oder Unterhaltung nutzen, das ist super. Die Meisten surfen aber nur ziellos herum und verplempern dadurch ihre wertvolle Lebenszeit. Meinungen werden nur übernommen, nicht selber gebildet. Wir leben fremde Konzepte und die einfachen Wahrheiten aus den Smalltalks in den Netzwerken. Da verwundert es nicht das sich Dummheiten so schnell verbreiten, schließlich erfordern die kein eigenes Nachdenken. Das alles kann auch im abgelenkten Zustand konsumieren.

Digitale Disziplin

Ich bin ein absoluter Freund von Technologie und Internet. Diese Dinge sind mächtige und nützliche Werkzeuge, wenn man sie produktiv einzusetzen weiß. Die Lebensqualität kann sich dadurch dramatisch verbessern. Wie bei allem ist aber die die Qualität und Quantität der Anwendung für das Ergebnis entscheidend.

Daher halte ich einen bewussten und disziplinierten Umgang mit diesen Werkzeugen für angebracht, um die eigene Lebenszeit gestalterisch in die Hand zu nehmen. Abschließend möchte ich noch eine unvollständige Liste von Tipps aufführen, wie man Ablenkungen auf der technischen Ebene effektiv entgegenwirken kann.

Vielleicht hat der Leser (wenn er es denn aus Social Media bis zum Ende dieses Textes geschafft hat) auch Ratschläge oder Meinungen? Dann postet es in den Kommentaren, ich bin sehr interessiert wie Ihr Euch vor den digitalen Ablenkungen schützt.

Technische Tipps:

  • Ein Internet-freier Tag in der Woche
  • Telefonieren statt schreiben
  • Nicht Stören Modus nutzen
  • Aus- und Einschalt-Timer für das Smartphone (z.B 22:30 Uhr aus und 8:00 Uhr ein)
  • App Zeit-Begrenzer
  • RSS Reader nutzen

Beitragsbild: Ibrahim.ID [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

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