Zusätzliche Gedanken zum englischsprachigen Buch „Methodology of Training in the 22nd Century”.
Die Mitarbeit an diesem zukunftsweisenden Werk war für mich ein Privileg der besonderen Art, schließlich handelt es sich bei den Kollegen Henk Kraaijenhof, Guillermo Laich und Kornelius Kraus nicht um irgendwelche selbsternannten Internet-Experten, sondern um die klügsten Köpfe, die ich kenne.
So ein Buch ist nicht das Ergebnis einer Solo-Expedition, der Stil der verschiedenen Kapitel ist unterschiedlich, denn trotz vieler Gemeinsamkeiten ist unser Hintergrund verschieden. Dennoch halte ich es für wichtig Informationen aus verschiedensten Perspektiven zu erhalten. Dieses Buch ist nicht vollständig, bei weitem nicht. Wir haben versucht etwas zu finden, was wir aktuell als interessante Themen für Trainer erachten.
Das biologische Wissen und neue Methoden sind bereits Gegenwart, nur scheinen die meisten noch keine Kenntnis davon genommen zu haben, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind den neuesten Trends und Gurus hinterherzulaufen. Bekannt und erfolgreich ist heute eben nur das was gut vermarktet wird und daher ist es wenig verwunderlich, dass so mancher Gamechanger in den letzen Jahrzehnten völlig an der Öffentlichkeit vorbei gegangen ist. Aber genau um den Mainstream geht es in diesem Buch nicht. Es geht um Dinge, die auf effizienteste Art zu messbaren Resultaten führen.
So war es einfach an der Zeit die Methodik des Trainings mit neueren Konzepten und Technologien auf den neuesten Stand zu bringen. Dieses Buch ist der Versuch etwas von der praktischen Arbeit mit all ihren Unzulänglichkeiten aufzuzeigen. Sicherlich gibt es immer noch weiße Flecken auf der Karte, das Werk ist bei weitem nicht vollständig und einige Themen werden tiefer behandelt als andere, aber in Zukunft werden weitere Informationen mit einem anderem Fokus folgen.
Status Quo heute
Die Welt des Spitzensports hat sich in vielen Aspekten dramatisch verändert, seinerzeit war Hochleistungssport noch ein Saisongeschäft mit Orientierung auf wenige Hauptwettkämpfe im Jahr, interkontinentale Reisen gab es kaum, Computer kamen gerade ins Spiel, das Internet existierte nicht und die DNA war immer noch ein Rätsel.
Der heutige Spitzensport hat sich zu einem kommerziellen Unterhaltungsgeschäft mit kurzen Vorbereitungs und langen Wettkampfperioden entwickelt. Sportler und Trainer können heute nicht einfach mehr abtauchen und sich auf sich selbst konzentrieren, sie stehen im Zwang sich selbst der Öffentlichkeit der sozialen Medien permanenten präsentieren zu müssen. Das schafft zusätzlich Druck und Ablenkung.
Zweifellos sind die Leistungen im Spitzensport permanent gestiegen. Die technologisch-materielle Optimierung von Sportgeräten, Sportstätten und Kleidung, sowie Änderungen des Regelwerkes haben einen entsprechenden Beitrag dazu geleistet. Über allem thront jedoch die zunehmende Spezialisierung, die weg vom Allrounder, hinzu einer Sammlung genetischer Freaks geführt hat. Diese Entwicklung hat zu einem sogenannten Big Bang der Körpertypen in den einzelnen Disziplinen geführt, was unter anderem daran zu erkennen ist, das die morphologischen Erscheinungen immer extremer werden. Diese Extreme haben mit Leonardo da Vinci’s Ästhetik vom vitruvianischen Menschen ungefähr so viel gemein, wie ein Familienwagen vom Fließband mit einem Formel 1 Fahrzeug.
Und die heutige Trainingsmethodik? Basiert überwiegend noch auf Vorstellungen die vornehmlich in den 1950er und 1960er Jahre in der ehemaligen Sowjetunion erdacht wurden. Damals allesamt kluge Konzepte, denn im Westen schien man keine eigenen Ideen dazu zu haben. In Deutschland ist dieser Stillstand sicherlich noch durch den wenig verantwortungsvollen Umgang mit dem Sporterbe der DDR begünstigt worden. Hier wurden eindeutig entscheidende Weichen für den Abstieg des deutschen Spitzensports ins Mittelmaß gestellt. Viele Chancen für die Sicherung und Weiterentwicklung von zukunftsweisenden DDR-Ideen wurden verschenkt.
Die marginalen Fortschritte in der heutigen Trainingsmethodik haben jedoch andere gesellschaftliche Rahmenbedingungen. In einer globalisierten und kommerzialisierten Welt, in der zu allem erstmal das Internet befragt wird, ist ein langfristig systematisches Handeln auf breiter Basis offenbar nicht mehr möglich. Die Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft produziert Einzelkämpfer, die in vielen Fällen nur noch partiell und zeitlich begrenzt mit einzelnen Sportlern zusammenarbeiten.
Herausforderung für erfolgreiches Trainerhandeln
Hinzu kommt, dass die Bewertungskompetenz im Umgang mit den unendlich vielen Informationsfetzen oftmals gering ist. Unsicherheit ist die Folge und man befragt „Experten“, weil mein seinem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr traut. Für unsere auf Verkaufbarkeit getrimmte Gesellschaft ist es sicherlich logisch alten Wein in neue Schläuche einzuschenken. Recycling liegt ja im Trend. Fortschritt nennt man so etwas nicht und genau darauf wird im Buch der sprichwörtliche Finger in die Wunde gelegt. Neben einer Analyse der soziokulturellen Rahmenbedingungen werden richtungsweisende Denkanstöße gegeben.
Es geht dabei aber nicht nur um Methoden oder Technologien. Erfolgreiches Trainerhandeln setzt eine entsprechende Geisteshaltung voraus. Neben veralteten Modellen und Prinzipien setzen viele Trainer immer noch auf Annahmen und Mutmaßungen, denken immer noch übungs- und methodenorientiert, statt anforderungsungsorientiert. Das Handeln basiert oft noch auf theoretischen Konstrukten und Modellen, obwohl die Biologie es längst besser weiß. Kritisches Denken wurde nie gelernt.
Viele Trainer weigern sich sich selbst zu verbessern, während sie versuchen andere zu verbessern, halten nicht mit biologischem Kenntnisstand Schritt, folgen Modeerscheinungen und Gurus, werden von Spielzeugen für Kinder oder von Werkzeugen für Idioten vereinnahmt, verwenden das Internet als primäre Informationsquelle, sind nicht so innovativ wie sie es vorgeben zu tun.
Fazit
Wir als Autoren empfinden es nicht als notwendig über das zu schreiben, was bereits in Lehrbüchern behandelt wurde oder die Arbeit von Experten auf einem bestimmten Gebiet zu kopieren. Dieses Buch ist ein Versuch den zugrunde liegenden wissenschaftlichen Hintergrund für unsere Ideen mit der manchmal harten Realität des täglichen Trainings mit Elitesportlern zu verbinden.
Buch und Verlag
Das Buch kann auch direkt bei mir bestellt werden. Preis: 50 ,- EUR. Schreibt mir eine Email an robert@eisenklinik.de
Yosef Johnson ist der Inhaber von Ultimate Athlete Concepts, einem in Michigan ansässigen Unternehmen, das sich der Bereitstellung hochwertiger Informationen von weltweit führenden Trainern, Wissenschaftlern und Forschern widmet.
http://uaconcepts.com/product/methodology-of-training-in-the-22nd-century/