Lineares versus Nicht-Lineares Denken

Hat klassische Trainingssteuerung ausgedient?

Klassischer Trainingssteuerung fehlen zwei wesentliche Faktoren: Individualität und Dynamik. Die Nicht-lineare Sichtweise, basierend auf täglichen Zustandsänderungen bringt nachweislich bessere Resultate.

Die traditionelle Art der Trainingssteuerung ist heute immer noch dominant. Sie basiert auf linearem Denken und stellt externe Trainingsparameter, wie Umfang, Dauer und Intensität in den Mittelpunkt.

Diese Modellvorstellungen bauen jedoch auf der Erwartung von durchschnittlichen Reaktionen auf Trainingsbelastungen auf. Natürlich kann ein solcher Ansatz nur durchschnittliche Athleten hervorbringen, die durchschnittliche Leistungen erbringen. Die Wahrscheinlichkeit eines optimalen Trainingsreizes ist dem Zufall überlassen.

Beispiele aus der Praxis

Wenn zwei Sportler A und B das gleiche vorgeplante Training durchführen, kann Sportler A eine positive Reaktion zeigen und die Leistung verbessern, während Sportler B müde, übertrainiert oder gar verletzt sein kann. Daher sollte das Trainingsprogramm für Sportler B geändert werden und sich von dem für Sportler A unterscheiden.

Auch ein Programm, das zu einer Verbesserung für Sportler A in Periode 1 führen könnte, könnte zu keiner oder einer negativen Reaktion in Periode 2 führen. Das Gleiche gilt für ein Team: Wo eine bestimmte Art der Planung die Leistung in der ersten Saisonhälfte verbessern könnte, könnte diese Planung in der zweiten Hälfte nicht gut funktionieren.

Ein dynamischer Ansatz fokussiert sich weniger auf externe Trainingsparameter, sondern vielmehr auf das Timing der Reizsetzung: Es wird immer nur dann einen Reiz gesetzt wenn der Organismus auch bereit dafür ist. Die individuelle Reaktion des Organismus ist also wichtiger als die externe Belastung.

Die Nicht-lineare Periodisierung hängt damit vom aktuellen Zustand des Sportlers ab und erhält ihr tägliches Feedback aus der aktuellen Funktionskapazität des Organismus, die uns Aufschluss über die aktuellen Anpassungsreserven gibt:

Funktionskapazität des

  • Zentralen Nervensystems
  • Autonomen Nervensystems
  • Kardinalen Systems und
  • Energiebereitstellungssystems.

In der Praxis lässt sich ein solcher Ansatz mit dem Omegawave System realisieren. Statt strikt einem vorgefertigten Trainingsplan zu folgen, benutze ich das Omegawave System um zu messen ob der Sportler in der Lage ist sich optimal an das vorgeschlagene Trainingsprogramm A anzupassen oder es besser ist zu Plan B, C oder D zu wechseln.

Die Wirksamkeit des Trainings wird dadurch signifikant erhöht, da wirkungslose Reize vermieden werden und die individuelle Anpassungsfähigkeit des Sportlers so besser ausgeschöpft werden kann. Ein Nebeneffekt ist die deutliche Verminderung der Verletzungsgefahr, da Überlastungsfolgen auf diese Weise effektiv entgegengewirkt wird.

Trainingsanpassungen neu gedacht

Normalerweise wird in der Trainingssteuerung davon ausgegangen, dass sich die gewünschten Trainingsanpassungen in unterschiedlichen Bereichen durch die Anwendung spezifischer Trainingsreize gezielt und zeitlich präzise herstellen lassen, so wie man eine Maschine exakt programmieren kann wenn man nur die richtigen Parameter in das System eingibt.

Hierbei wird ein linear funktionaler Zusammenhang zwischen Trainingseinwirkung (Reiz) und Trainingsauswirkung (Reaktion) angenommen. Diese Vorstellung wird jedoch den realen Gegebenheiten des Trainings nicht gerecht. Ein Bewegungsreiz hat immer multiple Wirkungen auf mehrere Funktionssysteme im Körper, wobei die Anpassung der Funktionssysteme zeitlich nicht synchron erfolgt.

Selbst wenn der Trainingsreiz bei einem Athleten exakt repliziert wird, können wir keine identische Beanspruchung des Organismus herstellen, denn der selbe Reiz trifft dann auf einen mittlerweile veränderten Athleten. Ein Trainingsreiz löst also nicht einfach nur eine Reaktion aus, sondern verändert gleichzeitig den Athleten. Bei der Programmierung einer Maschine und linearem Denken erhalten wir dagegen auf den selben Reiz auch immer exakt die selbe Reaktion.

Wenn wir Trainingswirkungen angemessen verstehen wollen, müssen wir die Natur von biologischen Regulationsprozessen erkennen. Bereits auf der zellulären biochemischen Ebene funktionieren Stoffwechselvorgänge als hochkomplexe dynamische Systeme, die in einer kaum zu überschaubaren Weise miteinander zusammenwirken. So konnte Roger Williams in seinem Klassiker „Biochemical Individuality“ aufzeigen, dass Aufgrund der genetischen Basis der Ablauf von Stoffwechselreaktionen nicht immer auf die selbe Weise ablaufen. Die Komplexität des Stoffwechselverhaltens kann daher einerseits chaostheoretisch beschrieben werden und einerseits als einzigartiges menschliches Metabolom.

Auf der körperweiten Ebene zeigt sich, dass biologische Trainingsanpassungen nicht nur vom Wechsel zwischen Belastung und Erholung abhängen, sondern auch Faktoren eine Rolle spielen, die außerhalb des eigentlichen Trainings liegen , z.B psychische Verfassung des Sportlers, Umweltbedingungen, usw. Dies führt dazu, dass bei gleichem Trainingszustand, gleiche Reizkonfigurationen in einem Fall zum Leistungszuwachs, im anderen Fall ins Übertraining führen.

Methodische Schlussfolgerungen

Unter der Berücksichtigung der unterschiedlichen Individualitätsmerkmale des Sportlers werden nicht Umfang und Intensität der Belastung fix geplant, sondern die Veränderungen von Komponenten des aktuellen Vorbereitungszustands gemessen, welche das Funktionieren der Nicht-linearen Trainingssteuerung über das Omegawave System sichern. Dies hilft in der Praxis die Verwendung der wirkungsvollsten Trainingsmittel zu finden, wobei ein systematisches Vorgehen mit konkreten Aufgabenstellungen für jede Etappe des Trainings notwendig ist, um die Veränderungen der Komponenten des Vorbereitungszustands immer wieder neu mit in die Planung einfließen zulassen.

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