Esquerdo: Enzyklopädie Muskeltraining

Als ich dieses Buch zum ersten mal in den Händen hielt, drängte sich unweigerlich der Vergleich mit dem neuen Muskelguide von Frederic Delavier auf. Zumindest die quantitativen Eckdaten der Enzyklopädie Muskel-Training stellen den Muskel Guide in den Schatten: Der Umfang von 440 Übungen auf 336 Seiten erlaubt zu Recht die Einordnung in die Kategorie einer Enzyklopädie. Doch wie steht es um die inhaltlichen Qualitäten?

muskeltrainingBevor es zum eigentlichen Kern des Buches geht – der detaillierten Beschreibung von Wirkungsweisen und Ausführungen zahlreicher Übungen – erhält der Leser eine kurze und verständliche Einführung in die Grundlagen des Muskeltrainings. Aus praktischer Sicht ist hier hervorzuheben, dass endlich ein Autor die zahlreichen Mythen und Meisterlehren aus der Fitnesswelt systematisch aufgreift und richtig stellt. Aber allein über dieses Thema ließe sich wohl eine eigene Enzyklopädie verfassen…

Ein weiterer Glanzpunkt sind die zahlreichen Abbildungen und Illustrationen, die sehr anschaulich verdeutlichen, welche Muskeln bei den einzelnen Übungen trainiert werden. Bei den freistehenden Übungen hätte ich mir allerdings gewünscht, das auch die stabilisierenden Muskeln in die anatomischen Zeichnungen integriert worden wären. Aus anatomisch-funktionaler Sicht wäre dies sinnvoller gewesen und die umfassenden Wirkungen der entsprechenden Übungen wären noch deutlicher zum Vorschein gekommen. Stattdessen entschied sich der Autor eine Einteilung isoliert nach bewegenden Muskelgruppen zu wählen.

Die Zielgruppe, den praktisch veranlagten Trainierenden und Endanwender im Fitness-Studio wird dies wenig stören. Für diesen Personenkreis zählen v.a. die zahlreichen Übungs-Variationen samt der Erklärung ihrer Wirkungsweisen. Auch die verständliche Darstellung und der Verzicht auf die Verwendung diverser Fachtermini macht diese Enzyklopädie auch für Anfänger attraktiv.

Was mir nicht deutlich genug dargestellt wurde ist der Punkt der Atmung. Hier „versteckt“ der Autor bei einigen Übungsbeschreibungen den Hinweis bei Anstrengung erst im letzten Drittel der konzentrischen Phase auszuatmen und nicht zu Beginn. Der besondere Wert für die Stabilisierung der Wirbelsäule hätte bei dieser Technik gesondert und genauer erklärt werden sollen, da bei Vielen immer noch die die Meinung vorherrscht man dürfe beim Krafttraining die Luft niemals anhalten. Streiten kann man auch darüber in welche Kategorie komplexe Übungen wie das Kreuzheben gesteckt werden sollten. Hier finden wir diese Übung sowohl bei den Beinen, eine andere Variante bei den Übungen für die Lendenmuskeln wieder.

Diese Problematiken ergeben sich aber aus der Natur der Sache. Was allerdings wirklich an Übungen gefehlt hat, war das Sumo-Kreuzheben und die Überkopf-Kniebeuge. Was man zudem weglassen hätte können sind die Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, da wir hier in einen Bereich des Krafttrainings vorstoßen, über den man eine eigene Enzyklopädie schreiben könnte und sich der Gedanke aufdrängt, diese Übungen seien weniger Wert als diejenigen, die im Fitness-Studio praktiziert werden.

Aus diesem Grund sollte der Titel dieses Werkes treffender „Enzyklopädie des Muskeltrainings im Fitness-Studio“ heißen, da die Möglichkeiten im Krafttraining noch viel weitergehen.

Fazit

Als Ausbilder kann ich meinen Lehrgangsteilnehmern und dem Endanwender dieses Buch nur empfehlen. Für das Muskel-Training im Studio vermittelt es auf sehr anschauliche Weise die Zusammenhänge von Anatomie und Wirkungsweisen sehr vieler Übungen ohne auf unnötigen Schnick-Schnack einzugehen. Langlebige Mythen werden entkräftet. Ein umfangreiches Standardwerk für jeden Einsteiger.

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